Scherwenzel, der

Scherwenzel, der

Der Schếrwếnzel, des -s, plur. ut nom. sing. in einem noch auf dem Lande in Deutschland, Pohlen, Schlesien, Böhmen u.s.f. üblichen Kartenspiele, der Untere in allen Farben, welcher zu sehr vielerley Verrichtungen gebraucht wird, daher auch das ganze Spiel Scherwenzel, und dasselbe spielen scherwenzeln heißt. Die ähnlichen Spiele Trischak, und auf dem Lande in Sachsen Grobhäuser, sind noch davon verschieden. Auch ein geschäftiger und zugleich willfähriger Mensch, welcher sich zu allem gebrauchen läßt, wird im gemeinen Leben häufig ein Scherwenzel genannt, daher auch eine Arzeney, oder ein jedes anderes Ding, dessen man sich aus Gewohnheit in mehrern verschiedenen Fällen bedienet, diesen Nahmen führet. Die letzte Hälfte dieses in allen Wörterbüchern übergangenen, obgleich sehr bekannten Wortes, scheinet der eigenthümliche Nahme Wenzel zu seyn, oder auch von wenden in der weitern Bedeutung herzustammen. Die erste Hälfte gehöret unstreitig zu Schar in Scharwerk, oder zu scheren, in der ersten veralteten Bedeutung der schellen Bewegung, indem man unter Scherwenzel doch eigentlich eine ausrichtige, geschäftige Person verstehet, welche sich in allen vorkommenden Fällen zu wenden und zu drehen weiß. S. Wenzel.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • Scherwenzel — (s. ⇨ Scharwenzel). * Ein Scherwenzel. Die Benennung eines Menschen, der aus Eigennutz gegen die Leute, namentlich solche, bei denen etwas zu gewinnen ist, übertrieben höflich und dienstfertig ist. Vielleicht eine Umdeutschung des italienischen… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Scherwenzel — Scher|wẹn|zel 〈m. 5; Nebenform von〉 Scharwenzel * * * Scher|wẹn|zel: ↑ Scharwenzel. * * * Schar|wẹn|zel, (seltener:) Scherwenzel [ʃɛr...], der; s, [1: übertr. von Bed. 2 im Sinne von „jmd., der wie eine Trumpfkarte (beliebig) eingesetzt werden …   Universal-Lexikon

  • Wenzel, der — Der Wênzel, des s, plur. ut nom. sing. ein nur im gemeinen Leben Ober und Niederdeutschlandes übliches Wort. 1. Als ein männlicher Taufnahme, da es denn aus Wenceslaus verkürzt, und so, wie andere auf ähnliche Art verstümmelte Nahmen, z.B. Hans,… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Scharwenzel — Schar|wẹn|zel 〈m. 5; veraltet〉 1. 〈Kart.〉 = Wenzel 2. 〈fig.〉 Schmeichler, Schöntuer 3. 〈Jägerspr.〉 Fehlschuss [<tschech. cervenec; urspr. „Bube (im Kartenspiel)“, dann „jmd., der durch Dienstbeflissenheit auffallen will“] * * * Schar|wẹn|zel …   Universal-Lexikon

  • Verhältniß, das — Das Verhältniß, des sses, plur. die e, welches nur allein von verhalten 3 (2) üblich ist, die Beschaffenheit eines Dinges in Beziehung auf ein anderes, oder in Betrachtung eines andern ähnlichen Dinges zu bezeichnen, da denn dieses Wort alles das …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Gott — 1. Ach du grosser Gott, was lässt du für kleine Kartoffeln wachsen! – Frischbier2, 1334. 2. Ach Gott, ach Gott, seggt Leidig s Lott, all Jahr e Kind on kein Mann! (Insterburg.) – Frischbier2, 1335. 3. Ach, du lieber Gott, gib unserm Herrn ein n… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Bestimmen — Bestimmen, verb. reg. act. welches nur in der figürlichen Bedeutung des einfachen Verbi stimmen üblich ist. 1) Genau bezeichnen, die Merkmahle einer Sache genau anzeigen. Jemanden die Zeit zu etwas bestimmen. Sich zur bestimmten Stunde einfinden …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Quinola — (span., spr. ki , »Unglück, Pech«), im Réversis (s. d.) der Coeurbube, der »Scherwenzel« …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Scharwenzel — (auch Scherwenzel) Sm per. Wortschatz reg. (17. Jh.) Entlehnung. In der Bedeutung Bube (im Kartenspiel), auch das Kartenspiel selbst, wohl entlehnt aus čech. červenec Herzbube (eigentlich Roter ) unter Einfluß von Wenzel Bube im Kartenspiel , das …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

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