Schlaraffe, der

Schlaraffe, der

Der Schlaráffe, des -n, plur. die -n, eine Person, welche ihr Leben in einem hohen Grade des trägen Müßigganges zubringet, welche sich einer wollüstigen und üppigen Muße widmet; in welchem Verstande es noch hin und wieder üblich ist, und von beyden Geschlechtern gebraucht wird. Pictorius erkläret Schlauraff durch einen sehr schläfrigen Menschen, und Gobler im Rechtsspiegel durch einen müßigen Menschen in einer Stadt. Daher Schlaraffenland, ein erdichtetes Land, dessen Einwohner ihr Leben in der wollüstigsten und trägesten Muße zubringen, welcher Ausdruck durch Brands Narrenschiff und Mori Vtopiam vorzüglich gangbar gemacht worden. Hans Sachs schreibt schon 1530 unter dem Nahmen Schlauraffenland ein Gedicht, welches sich mit diesen Worten endiget:


Wer also lebt wie obgenandt,

Der ist gut ins Schlauraffenland,

Das von den Alten ist erdicht,

Zur Straff der Jugend zugericht,

Die gewönlich faul ist und gefreßig,

Ungeschickt, heiloß und nachleßig u.s.f.


In weiterer Bedeutung verstehet man unter einem Schlaraffen eine Person, welche in einem hohen Grade das Gegentheil von demjenigen ist und thut, was andere vernünftige Menschen sind und thun.


Wann her, wann her, (woher?) ihr Schlauraffen,

Das ir das Hinter kert herfür?

Hans Sachs.


Die letzte Hälfte dieses dunkel scheinenden Wortes ist, nach Frischens Vermuthung, unser Affe, welches in mehrern Zusammensetzungen eine Art eines Scheltnahmens ist, wie Maulaffe, Zieraffe u.s.f. Die erste Hälfte Schlar, ehedem Schlaur, scheinet von dem Nieders. sluren abzustammen, welches liederlich verschleißen, nachlässig mit seinen Sachen umgehen, schlottern, bedeutet.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • Schlaraffe — (ältere Formen Slûraffe, Schlauraffe, zusammengesetzt aus mittelhochdeutsch slûr = Faulenzerei, und Affe), gedankenloser Müßiggänger, ist ein seit dem 15. Jahrh. häufig nachweisbares Schimpfwort. Im Anschluß hieran bezeichnet Schlaraffenland ein… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schlaraffe — Schlaraffe: Spätmhd. slūr affe, ein wie Maulaffe gebildetes, heute veraltetes Schimpfwort für den Faulenzer, enthält mhd. slūr »das Herumtreiben; träge oder leichtsinnige Person«. In der Nebenform sluderaffe steckt ↑ schludern »liederlich… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Schlaraffe — (eigentlich Schlauraffe), Müssiggänger, welcher sich einer wollüstigen, üppigen Muße überläßt. Daher Schlaraffenland, erdichtetes Land, dessen Bewohner ohne alle Arbeit im Genusse aller sinnlichen Freuden leben (Schlaraffenleben); vgl. Utopien.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Schlaraffe — Schla|rạf|fe, der; n, n (veraltet für [auf Genuss bedachter] Müßiggänger; Mitglied der Schlaraffia) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Schlaraffe — Schla|rạf|fe 〈m. 17; veraltet〉 dem Genuss lebender Müßiggänger [<frühnhd. schlauraffe <spätmhd. sluraffe „Müßiggänger“; zu slur „Faulenzer“; zu idg. *sleu „schlaff“] * * * Schla|rạf|fe, der; n, n [vgl. ↑Schlaraffenland] (bildungsspr.… …   Universal-Lexikon

  • Schlaraffenland — Schlaraffe: Spätmhd. slūr affe, ein wie Maulaffe gebildetes, heute veraltetes Schimpfwort für den Faulenzer, enthält mhd. slūr »das Herumtreiben; träge oder leichtsinnige Person«. In der Nebenform sluderaffe steckt ↑ schludern »liederlich… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Schlaraffen — Die Schlaraffia ist eine am 10. Oktober 1859 in Prag gegründete, weltweite deutschsprachige Vereinigung zur Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor. Das Wort Schlaraffe soll vom mittelhochdeutschen Wort Slur Affe abgeleitet sein, was damals so… …   Deutsch Wikipedia

  • Schlaraffenlatein — Die Schlaraffia ist eine am 10. Oktober 1859 in Prag gegründete, weltweite deutschsprachige Vereinigung zur Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor. Das Wort Schlaraffe soll vom mittelhochdeutschen Wort Slur Affe abgeleitet sein, was damals so… …   Deutsch Wikipedia

  • Schlaraffia — Die Schlaraffia ist eine am 10. Oktober 1859 in Prag gegründete, weltweite deutschsprachige Vereinigung zur Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor. Das Wort „Schlaraffe“ soll vom mittelhochdeutschen Wort „Slur Affe“ abgeleitet sein, was damals… …   Deutsch Wikipedia

  • Walter A. Kreye — Walter Arthur Kreye (* 2. Juni 1911 in Oldenburg; † 23. November 1991 in Bremen) war ein deutscher Hörfunkredakteur, der sich auch als niederdeutscher Schriftsteller, Hörspielautor, Schauspieler, Übersetzer und Herausgeber betätigt hat.… …   Deutsch Wikipedia

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