Schwarz

Schwarz

Schwarz, schwärzer, schwärzeste, adj. et adv. 1. Eigentlich, ein Nahme der dunkelsten Farbe, welche in der Ermangelung alles Lichts bestehet, und der weißen entgegen stehet. Ein schwarzes Kleid. Die schwarze Farbe. Schwarz gekleidet gehen. Schwarze Tinte. Das schwarze Bret, auf Universitäten und Gymnasien, eine schwarz angestrichene Tafel, woran die akademischen Bekanntmachungen geschehen. Die schwarze Tafel, in manchen Schulen, Wirthshäusern u.s.f. eine schwarz angestrichene Tafel, woran man die Nahmen derer schreibt, welche sich übel verhalten. Jemanden in das schwarze Register schreiben, in das Verzeichniß solcher übel berüchtigter Glieder der Gesellschaft. Daher die figürlichen Ausdrücke, jemanden bey einem andern schwarz machen, ihn anschwärzen, ihn verleumden; im mittlern Lat. denigrare. Bey jemanden schwarz seyn, von ihm für ein lasterhaftes oder schädliches Glied der Gesellschaft gehalten werden. In Ober-Deutschland sagt man, jemanden bey einem andern schwarz anschreiben, daher diese und die vorigen R.A. auch das Anschreiben eines übel berüchtigten mit einem schwarzen Farbenkörper voraus setzen können. Schwarz auf weiß haben, etwas schriftlich haben, wo schwarz die Tinte, weiß das Papier bezeichnet. Sprichw. In der Nacht sind (scheinen) alle Katzen (oder Kühe) schwarz. Schwarze Noten, welche einen gefüllten Kopf haben, im Gegensatze der weißen. Der schwarze Sonntag, der Sonntag Judica, weil ehedem die Altäre und Kirchen an demselben schwarz behänget wurden.

Das Hauptwort davon lautet bald das Schwarz, bald das Schwarze, bald auch die Schwärze. Das letzte ist das Abstractum, S. dasselbe an seinem Ort. Das erste wird für schwarze Farbe gebraucht, es bezeichne nun einen Farbenkörper oder eine Eigenschaft, und ist, wie alle Adverbia, wenn sie als Substantiva gebraucht werden, indeclinabel. Ein schönes Schwarz. Die Glasmahler machen ihr Schwarz von Eisenschlacken. Frankfurter Schwarz, eine schwarze Erde. So auch Rußschwarz, Beinschwarz, Kohlenschwarz u.s.f. Es gibt verschiedene Arten Schwarz. Die Schönheit dieses Schwarz. Das Hauptwort das Schwarze aber bezeichnet in vielen Fällen ein schwarzes Ding, zuweilen auch die Eigenschaft, und wird wie alle Beywörter declinirt. Das Schwarze in der Scheibe. Das Schwarze im Auge, der Augapfel, zum Unterschiede von dem Weißen. Ein Mahler fällt in das Schwarze, wenn er seine Schatten übertreibt. Ein Schwarzer, ein Neger, ein Einwohner aus der südlichen Hälfte von Afrika, wegen der schwarzen Gesichtsfarbe.

2. In weiterer Bedeutung, so wohl für dunkel, vieles Lichtes beraubt, als auch mit Schwarz vermischt, wo man viele Dinge schwarz nennet, bey welchen die schwarze Farbe hervorsticht. Schwarze Augen, dunkelblaue oder dunkelbraune. Schwarze Kirschen, dunkelrothe. Bey den Eisenarbeitern heißt ein Eisen schwarz, wenn es unverzinnt ist. Schwarzes Kupfer oder Schwarzkupfer im Hüttenbaue, ungereinigtes, S. Schwarzkupfer. In einem andern Verstande war ehedem schwarze Münze, welche mit vielem Kupfer vermischt war, im Gegensatze der weißen, welche aus reinerm Silber bestand, und in Baiern werden die Grundzinsen und gerichtlichen Strafen noch in schwarzer Münze entrichtet, S. Pfund. Schwarzes Mehl, grobes, welches aus dem sechsten und letzten Gange kommt, zum Unterschiede von dem weißen. Schwarzes Brot, welches aus diesem Mehle gebacken wird. In weiterer Bedeutung ist schwarzes Brot Rockenbrot, zum Unterschiede von dem weißen, den Semmeln u.s.f. Siehe Schwarzbäcker. Schwarzes Geblüt, schwärzlich rothes. Schwarzes Wildbret oder Schwarzwild, bey den Jägern, ein Nahme der wilden Schweine, wozu einige noch die Bären und Dachse rechnen, wegen der schwärzlich braunen Farbe, zum Unterschiede von dem rothen Wildbrete. Schwarzes Holz, im Forstwesen, S. Schwarzholz. Im Forstwesen sagt man, eine Blöße oder Lichtung werde schwarz, wenn sie wieder mit Holz bewachsen, folglich dunkel wird. Schwarz bedeutet oft von der Sonne verbrannt, schwärzlich gelb, schwärzlich braun. Im Gesichte schwarz seyn. In anderm Verstande ist schwarz, so viel als beschmutzt, besonders von der Wäsche, im Gegensatze des weiß. Schwarze Wäsche, ein schwarzes Hemd. Die schwarze Kunst, eine Art des Kupferstechens, da die ganze Platte wollicht überpflügt, und die lichten Stellen beschabt werden. In einem andern Verstande kommt es gleich im folgenden vor.

Ingleichen für finster, dunkel, vieles Lichtes, des Lichts größten Theils beraubt. Der Himmel wird schwarz, mit dunkeln Wolken überzogen.


Der Nordwind, der

Mit starken Fittigen die schwarzen Lüfte theilte,

Schleg.


Ein schwarzes Gewitter stieg fernher auf, Geßn. Die Blitze schlängeln sich nicht durchs schwarze Gewölk, eben ders. Eine schwarze Nacht, eine schwarze Höhle.

3. Figürlich. 1) Die schwarze Kunst, die Zauberey. In engerer Bedeutung ist es diejenige Art der Zauberey, da übernatürliche Wirkungen durch Hülfe der bösen Geister hervor gebracht werden, zum Unterschiede von der weißen Magie, oder Theurgie, wenn zur Mitwirkung gute Geister gebraucht werden. Schwed. Svartkonst, Engl. Blackarts, von black, schwarz. Es ist schon von andern bemerket worden, daß man aus dem Griech. Νεκρομαντεια, welches die Kunst die Todten durch Hülfe böser Geister wieder darzustellen, bedeutete, im mittlern Lateine aus Unwissenheit Nigromantia machte, als wenn die erste Hälfte von niger abstammete. Hiervon ist das Deutsche eine buchstäbliche Übersetzung. Königshoven nennt magische Bücher schwarze Buche. S. Schwarzkünstler. 2) Im höchsten Grade traurig, unglücklich; in der höhern Schreibart. Ach weißt du noch den schwarzen Tag, der die Blüthen unserer Hoffnung zu Grunde richtete? Weiße.


Wenn Phillis dir den schwarzen Gram versingt,

Haged.


Ein finstrer Tag, so schwarz, wie dein Geschick,

Weiße.


3) Im hohen Grade lasterhaft, boßhaft, abscheulich; gleichfalls in der höhern Schreibart. Warum erblickte ich deine schwarze Seele nicht einige Monathe eher in ihrer ganzen Abscheulichkeit? Sein Gewissen stellt ihm auf Ein Mahl die schwärzesten Frevel dar. Eine schwarze That, eine verruchte, abscheuliche.


Er heulte, lästerte, und haucht' in tausend Flüchen

Sein schwarzes Leben aus,

Weiße.


Anm. Schon bey dem Ulphilas swarts, bey dem Notker und im Tatian suarz, im Nieders. swart, im Angels. sweart, im Schwed. svart, im Dänischen ohne Blaselaut sort, so wie im Finnländ. sorttan schwärzen ist, im Pohln. czarny. Es scheinet, daß dieses Wort mit schwer, Schwarm, Schwarte aus Einer Quelle herstamme, und eigentlich dunkel bedeute, indem die Dunkelheit und Undurchsichtigkeit gemeiniglich eine Folge der Dicke oder der Menge von Theilen ist. Das alte Lateinische suasus, dunkel, ist nur im Endlaute unterschieden. Im Mecklenburgischen heißt ein schwarzes Ding ein Nörr, welches mit dem Französ. noir und Latein. niger überein kommt, aber gewiß nicht davon abstammet.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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