Schweifen

Schweifen

Schweifen, verb. reg. welches als ein Intensivum von schweben angesehen werden kann, und in einer doppelten Gestalt üblich ist.

I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, wo es eigentlich bedeutet, sich in einem weiten Raume hin und her bewegen, so wie schwanken, und besonders mit dem Nebenbegriffe der ungewissen Richtung gebraucht wird. Im Lande umher schweifen. Aus den Schranken schweifen. Der Verdacht der Gräfinn schweift auf einer ganz andern Fährte, Less.


Die phantasirenden Sinnen

Schweiften in goldnen Träumen umher,

Zachar.


S. Ausschweifen.

II. Als ein Activum. 1. Mit einem Schweife versehen; wo es unmittelbar von Schweif abstammet, aber nur in dem Mittelworte geschweift üblich ist. Ein schön geschweiftes Pferd, welches einen schönen Schweif hat. 2. Schweifen machen, in einem weiten Raume bewegen. 1) Eigentlich, wo es doch nur in einigen Fällen üblich ist. (a) Einen flüssigen Körper hin und her bewegen, wie schwänken, in welcher Bedeutung es für spülen in den Zusammensetzungen abschweifen und ausschweifen am üblichsten ist, S. dieselben. Bey dem Notker ist uberschweifig überschwänklich. (b) Fegen, besonders in der Landwirthschaft, wo das ausgedroschene Getreide geschweift wird, wenn man die Spreu mit einem Besen von Binsen und mit weiten Zügen davon abfeget. Im Angelsächs. ist sweopan, im Englischen to sweep, im Schwedischen sopa, gleichfalls fegen oder kehren. (c) Die Bortenwirker schweifen die Kette, wenn sie selbige an den Schweifrahmen spannen. 2) Figürlich, bogenförmig ausschneiden, besonders in dem zusammen gesetzten ausschweifen, S. dasselbe. Bey den Tischlern werden die Rehfüße zu den Tischen mit der Schweifsäge geschweift. So auch das Schweifen, und im Activo zuweilen die Schweifung, besonders in der Bedeutung einer bogenförmigen Rundung.

Anm. Im Engl. to sweep, im Schwed. im Neutro sväfva, Isländ. vofa. Es ist mit schweben verwandt, deutet aber durch den Diphth. ei eine Bewegung in einen weitern Raum an, als jenes. Im Niedersächsischen hat man davon das Intensivum sweppen, hin und her schwanken, S. Schwabbeln. Eben daselbst ist Swepe eine lange Peitsche, (Engl. Whip, Angelsächs. Hweop,) swöpen peitschen, und Swopp der Wipfel. Im Schwed. ist svepa einwickeln, im Isländ. swipa schnell bewegen, und bey den alten Oberdeutschen Schriftstellern biswifen umarmen. Siehe Schweben, Weben, Weifen, Wipfel, Wippe u.s.f. welche alle verwandt sind. Mit einem andern Endlaute ist suuihon, bey dem Kero, umher schweifen.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • schweifen — schweifen: Das altgerm. Verb mhd. sweifen, ahd. sweifan »schwingen, in Drehung versetzen, bogenförmig gehen«, afries. swēpa »fegen«, engl. to swoop »sich stürzen«, aisl. sveipa »werfen, umhüllen« gehört mit dem unter ↑ schweben behandelten Verb… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Schweifen — Schweifen, 1) in einem weiten Raume sich ohne bestimmtes Ziel hin u. her bewegen; 2) (Landw.), so v.w. Abfledern; 3) so v.w. Scheren der Kette, vgl. Anschweifen; 4) etwas bogenförmig ausschneiden; es geschieht dies mit der Schweifsäge, s. Säge;… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Schweifen — Schweifen, Gewebe in Wasser spülen; Kette scheren (s. Weben); die Mündung metallner Hohlkörper, z. B. Kupferschalen, durch Hämmern vasenartig erweitern; Hölzer etc. krummlinig ausschneiden …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schweifen — Schweifen, 1. Spinnerei. Vereinigen der Fäden von einer Anzahl im Schweifgestell aufgesteckten Kettengarnspulen und Aufwickeln auf einen großen senkrechten oder wagerechten Haspel, Schweifrahmen, Scherrahmen, zur Bildung der Kette für die Weberei …   Lexikon der gesamten Technik

  • schweifen — Vsw (früher Vst.) std. (8. Jh.), mhd. sweifen, ahd. sweifen, as. swēpan Stammwort. Aus g. * swaip a Vst. (reduplizierend) schwingen , auch in anord. sveipa (mit verschiedenen Nebenformen), ae. swāpan, afr. swēpene das Fegen . Neben anderen… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • schweifen — V. (Mittelstufe) geh.: ohne bestimmtes Ziel wandern Synonym: streifen Beispiel: Der Junge schweifte durch die Straßen …   Extremes Deutsch

  • schweifen — schwei|fen 〈V.〉 I 〈V. tr.; hat〉 1. mit einem Schweif versehen 2. wölben, bogen , kurvenförmig ausschneiden, sägen 3. 〈oberdt.〉 spülen ● Wäsche schweifen; geschweifter Stern Komet II 〈V. intr.; ist〉 ziellos gehen, umherwandern ● durch Wald und… …   Universal-Lexikon

  • schweifen — schwei·fen; schweifte, ist geschweift; [Vi] 1 irgendwohin schweifen geschr; ohne festes Ziel irgendwohin wandern ≈ streifen <in die Ferne, durch die Wälder schweifen> 2 etwas schweift irgendwohin etwas wechselt ohne bestimmtes Ziel die… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • schweifen — schlendern, streifen, treiben, wandern, ziehen; (geh.): wandeln. * * * schweifen→wandern …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • schweifen — schwei|fen (gehoben für ziellos [durch die Gegend] ziehen); ein Brett schweifen (ihm eine gebogene Gestalt geben) …   Die deutsche Rechtschreibung

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”