Spießglas, das

Spießglas, das

Das Spießglas, des -es, plur. car. ein halbmetallisches mit Schwefel vererztes Mineral, dessen Halbmetall unter dem Nahmen des Spießglasköniges bekannt ist. Es hat gemeiniglich eine schwarzgraue Farbe und ein spießiges oder strahliges glänzendes Gewebe, welches denn auch der Grund seiner Benennung ist, denn Glas bedeutet eigentlich einen glänzenden Körper. Rohes Spießglas, so wie es theils in der Natur gefunden, theils aus den Berg- und Erdarten geschmelzet wird. Unter dem Nahmen Spießglas verstehet man im gem. Leben, theils das Spießglaserz, theils auch den aus demselben geschmolzenen aber noch mit dem regulinischen Theile verbundenen Körper.

Anm. Im Böhmischen gleichfalls Sspisglas, bey dem Plinius Stibium, Griech. σιμμι, welcher Nahme gleichfalls die Spitzen oder Stifte zu bezeichnen scheinet, woraus das Gewebe dieses Körpers bestehet. Der heutige Lateinische Nahme Antimonium ist ungewissen Ursprunges. Irgendwo ward in allem Ernste behauptet, Basilius Valentinus habe bemerkt, daß die Schweine, wenn sie Spießglas gefressen, heftig purgiret und hernach fett geworden. Er sey dadurch auf den Einfall gekommen, seine Mitmönche auf eben die Art damit zu mästen, weil sie aber an dieser Cur insgesammt gestorben, so habe er daraus den Schluß gemacht, daß dieses Mittel zwar den Schweinen aber nicht den Mönchen heilsam sey, und es daher Autimonium, d.i. Mönchengift genannt. Für einen scherzhaften Einfall gehet diese Ableitung hin; allein im Ernste kann sie auch um deßwillen nicht statt finden, weil dieser Nahme älter ist als Basilius Valentinus, und schon bey dem Constantinus Africanus gefunden wird, welcher um 1100 lebte.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Glas, das — Das Glas, des es, plur. die Gläser. 1. Ein jeder glänzender Körper. In dieser weitesten Bedeutung war es ehedem sehr gewöhnlich, verschiedene Körper dieser Art zu bezeichnen. Daß die alten Deutschen den Bernstein Gles genannt haben, erhellet aus… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Goldbad, das — Das Goldbad, des es, plur. inus. in der Chymie bey der Reinigung des Goldes, das geflossene Spießglas, wodurch diese Reinigung geschiehet …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Antimōnium, das — Das Antimōnium, S. Spießglas …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Federerz, das — Das Fderrz, des es, plur. von mehrern Arten oder Quantitäten, die e, ein mit Arsenik, Schwefel und Spießglas vererztes Silber, welches aus lauter kleinen Federn oder zarten schwarzen Härchen bestehet, und locker ist. Es bricht zu Johann… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Spießglasweiß, das — Das Spießglasweiß, subst. indeclin. plur. inusit. eine weiße dem Bleyweiß ähnliche aus dem Spießglase bereitete Arzeney, welche den Schweiß treibet; schweißtreibendes Spießglas, Antimonium diaphoreticum, Cerussa Antimonii …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Stripperz, das — Das Strippêrz, des es, plur. doch nur von mehrern Arten, die e, im Bergbaue, der Nahme einer Art Bleyglanzes mit einem strahligen Gewebe, welches aus Bley, Schwefel, Silber und Spießglas bestehet. Gleichfalls von Strippe, Streifen, wegen seines… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Taube [1] — Taube (Columba), einzige Gattung der eigentlichen Tauben, hat kürzere Füßeals die Hühnertauben u. dünnern u. biegsamern Schnabel als Vinago (s.d. u. Tauben); wird von Swainson u. Andern in mehre nicht durchgängig anerkannte Untergattungen… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Antimōn — (Spießglanz, Spießglas, Spießglanzkönig, Antimonium, Stibium, Regulus Antimonii) Sb, chemisches Element, findet sich selten gediegen (Andreasberg, Přibram, Allemont, Schweden), meist mit Schwefel verbunden als Antimonglanz (Grauspießglanz) Sb2S3… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schminke — Schminke. Schon in der Bibel lesen wir von geschminkten Frauen, und der Morgenländer findet noch heut diesen Gebrauch bei seiner Favoritin keineswegs häßlich, sondern nothwendig zu ihrer Toilette Indessen betrifft das Schminken im Orient noch… …   Damen Conversations Lexikon

  • Neumann — Neumann, 1) Joachim, so v.w. Neander. 2) Kaspar, geb. 14. Sept. 1648 in Breslau; studirte in Jena, war 1673–76 Reiseprediger bei dem Prinzen Christian von Sachsen Gotha, wurde dann Hofdiakonus in Altenburg, 1678 Diakonus an der Marien… …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”