Spitzen

Spitzen

Spitzen, verb. regul. act. 1. Spitzig machen. So spitzen die Nadler die Nadeln, wenn sie selbige spitzig schleifen. Die Feder spitzen, spitzig schneiden. Nach einer größten Theils veralteten Figur ist, die Feder wider jemanden spitzen, ihn schriftlich mit bittern oder lebhaften Vorwürfen angreifen. Den Mund zum Pfeifen spitzen. Die Ohren spitzen, aufmerksam zuhören.

Er wird die Ohren spitzen,

Wenn er erfährt, was unsre Absicht ist,

Wiel.


In eben demselben Verstande sagt schon Ovidius cacuminare aures. Die Figur ist von einigen Thieren, z.B. den Pferden, entlehnt, welche die Ohren spitzig heraus, oder in die Höhe recken, wenn sie scharf hören wollen. Sich auf etwas spitzen, figürlich und in der vertraulichen Sprechart, sich Hoffnung auf oder zu etwas machen. Frisch leitet diese Figur von einem veralteten sich erspitzen, sich mit Spitzen putzen, her; allein wahrscheinlicher ist es eine Figur von dem Spitzen sowohl der Ohren als auch des Mundes zu dem Genusse einer angenehmen Sache. Vollständiger singt Hagedorn:


Ihr lacht und spitzt den Mund auf Küsse.


In Preußen sagt man dafür sich erspitzen, und in Schlesien sich verspitzen.


Die Themis, kömmt mir vor, verspitzt sich schon auf ihn.

Günth.


2. Im entgegen gesetzten Verstande ist spitzen in einigen Fällen der Spitzen berauben. In der Würtembergischen Waldordnung bey dem Frisch, bedeutet jemanden die Finger spitzen, ihm selbige abhauen. Die Huthmacher spitzen das Haar an den Hasenfellen, wenn sie die Spitzen der groben Haare mit einer Scheere abschneiden, damit sie nicht länger sind, als die feinen. Bey den Müllern wird der Rocken und Weitzen zuweilen gespitzet, wenn man nur die Spitzen von den Körnern abstoßen lässet, welches besonders bey dem Weitzen, wenn er den Spitzbrand hat, vermittelst des Spitzbeutels geschiehet; worauf er erst gegrieset, d.i. zu Gries gemahlen, der Rocken aber geschroten wird. So auch das Spitzen.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • Spitzen — Spitzen, deren es genähte, gewebte und geklöppelte gibt, nehmen noch immer eine ansehnliche Stelle unter den Gegenständen ein, welche den Frauen wünschenswerth erscheinen. Ehe noch die Blonden und der englische Tüll durchgängig bekannt waren,… …   Damen Conversations Lexikon

  • Spitzen — I. Nadelarbeiten. Spitzen II. Vorwiegend Klöppelarbeiten …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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  • Spitzen — (hierzu Tafel »Spitzen I u. II«), niederdeutsch Kant, Kante; franz: dentelle (Zähnchen), point (Punkt, Stich); ital.: merletto (Zäckchen), punto (Punkt, Stich, Spitze); engl.: point (Spitze), lace (Litze), Produkte der Textilkunst aus allen Arten …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Spitzen [1] — Spitzen, Abarbeiten der Spitzen der Getreidekörner, meist auf einem besonderen Mahlgang (Spitzgang, s.d.) bewirkt; s. Reinigungsmaschinen für Getreide und Spitzmaschinen. Arndt …   Lexikon der gesamten Technik

  • Spitzen [3] — Spitzen, Bestandteile von Drehbänken, Drehstühlen, Fräs und Schleifmaschinen zum Aufspannen der Arbeitsstücke zwischen Spitzen, s. Drehbänke, Bd. 3, S. 58, Drehstuhl, Bd. 3, S. 95, Fräsmaschinen, Bd. 4, S. 183, Körner ( spitze,… …   Lexikon der gesamten Technik

  • spitzen — V. (Mittelstufe) etw. spitz machen Synonym: anspitzen Beispiel: Bevor ich mich an die Zeichnung mache, muss ich noch den Bleistift spitzen …   Extremes Deutsch

  • Spitzen [2] — Spitzen, ein seines, ein breites Band bildendes, größere od. kleinere Maschen zeigendes Geflecht, welches vorzüglich zu Verzierung der Kleidungsstücke gebraucht wird. Die S. werden entweder geklöppelt (franz. Dentelles), od. mit der Nadel genäht… …   Pierer's Universal-Lexikon

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