Sporn, der

Sporn, der

Der Sporn, des -es, plur. die -en, ein Wort, welches überhaupt ein Werkzeug zum Stoßen oder Stechen bedeutet, aber jetzt nur noch in einigen einzelnen Fällen von besondern Arten von Stacheln gebraucht wird. Am bekanntesten ist es von demjenigen Werkzeuge, womit der Reiter seine Ferse bewaffnet, das Pferd vermittelst desselben anzutreiben, welches ehedem ein an dem Absatze befestigter Stachel war, jetzt aber ein stacheliges Rädchen an einem metallenen Bügel ist. Die Spornen anlegen, ablegen. Dem Pferde die Spornen geben. Ein Pferd heißt spornstätig, wenn es stätig wird, d.i. nicht von der Stelle will, so bald es die Spornen fühlet. Wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt mit den alten ehemaligen Spornen führet die bekannte Blume Rittersporn diesen Nahmen, welche auch Spornblume genannt wird. Wegen eben dieser Ähnlichkeit führen nicht nur die Hinterklauen an dem Federviehe und manchen Vögeln, z.B. den Lerchen zur Streichzeit sondern auch die Afterklauen oder Oberklauen mancher vierfüßigen Thiere über dem Ballen den Nahmen der Spornen, welche bey den wilden Schweinen auch die Rücken, Oberrücken, bey andern vierfüßigen Thieren aber auch die Aftern hießen. Figürlich ist der Sporn ein heftiger sinnlicher Antrieb, lebhafter Bewegungsgrund.

In der weitern Bedeutung eines Stachels sind die Spornen bey den Goldplättern zwey eiserne Stacheln, welche die blecherne Rolle mit dem Drathe, der geplättet werden soll, tragen. Siehe auch Eissporn, welches Stacheln sind, die man sich unter die Schuhe befestiget, um sicher auf dem Eise gehen zu können. In den Niederdeutschen Marschländern hat man auch ähnliche Kleyspornen in dem fetten schlüpfrigen Kleylande. In noch weiterm Verstande ist der Sporn zuweilen ein Strebepfeiler an einer Futtermauer, wo aber auch der Begriff des Bährens oder Trugens mit eintritt. Auch gewisse mit eisernen scharfen oder spitzigen Ecken beschlagene Bäume an den Brücken, damit sich die großen Eisschollen daran zerstoßen, welche noch von den Eisböcken verschieden sind, führen in vielen Gegenden den Nahmen der Spornen.

Anm. Schon bey dem Strycker Sporn, im gemeinen Leben der Hochdeutschen, besonders im Plural, Sporen, im Niedersächs. Spaarn, im Engl. Spur, im Schwed. Sporre, im Ißländ. Spore, im Angels. Spora, im Italien. Spore, im Französ. Esperon, im Wallisischen Yspardum, im Epirot. Spori. Ihre gibt sich viele vergebliche Mühe, dieses Wort als einen Verwandten von dem Lakonisch-Griech. πορ, Fuß, dem Lat. Perna, Perniones, Pernix u.s.f. abzuleiten, weil die Spornen einen Theil der Bekleidung des Fußes des Reiters ausmachen. Allein der Begriff eines Stachels sticht zu merklich hervor, als daß man denselben verkennen könnte, daher man es allerdings als einen Verwandten von Speer, Spier, bohren u.s.f. anzusehen hat. Im Griech. ist περονη, eine kleine Spitze. Der Plural soll vielen Sprachlehrern zu Folge Sporne haben, allein alle Hochdeutschen sagen Spornen. Die gemeine Form Sporen ist noch in manchen Zusammensetzungen die herrschende, z.B. sporenstreichs, der Sporer u.s.f.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • Sporn — (‚Fortsatz, Spieß‘, urspr. allg. ‚ein Werkzeug zum Stoßen oder Stechen‘, verwandt zu Speer und Spur, vergl. engl.) bezeichnet: Stachel oder Zahnrädchen am Stiefelansatz zur Unterstützung des Schenkeldrucks beim Reiten, siehe Sporn (Reiten) Bei… …   Deutsch Wikipedia

  • Sporn-Fritillarie — Systematik Monokotyledonen Ordnung: Lilienartige (Liliales) Familie: Liliengewächse (Liliaceae) Unterfamilie …   Deutsch Wikipedia

  • Sporn (Vogel) — Der Sporn, auch veraltet Hinterknorren, ist bei Vögeln ein Horngebilde, welches bei einigen Vogelgruppen wie den Wehrvögeln, Sturzbachenten, Sporngänsen und Spornkiebitzen am Flügelbug und bei anderen am Mittelfuß (Calcar metatarsale), dem Lauf… …   Deutsch Wikipedia

  • Sporn — [ʃpɔrn], der; [e]s, Sporen [ ʃpo:rən]: a) am Absatz des Stiefels befestigter Dorn oder kleines Rädchen, mit dem der Reiter das Pferd antreibt: Sporen tragen; dem Pferd die Sporen geben. b) spitze, nach hinten gerichtete Kralle am Fuß von Vögeln:… …   Universal-Lexikon

  • Sporn — Sporn: Das altgerm. Substantiv mhd. spor‹e›, ahd. sporo, niederl. spoor, engl. spur, schwed. sporre gehört zu der unter ↑ Spur dargestellten Wortgruppe. Das n der nhd. Form ist aus den flektierten Formen in den Nominativ eingedrungen (beachte den …   Das Herkunftswörterbuch

  • Sporn [2] — Sporn, bei den Schiffen der Griechen, Karthager und Römer ein Balken, der über Wasser vorn aus der Spitze des Schiffes hervorragte und am Ende gewöhnlich mit einem metallenen Tierkopf versehen war. Mit diesem S. suchte man dem feindlichen Schiff… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Sporn [1] — Sporn, 1) Werkzeug, welches sich der Reiter am Fuße befestigt, um damit das Pferd in die Seite zu stoßen u. dasselbe so zum schnelleren Laufe anzutreiben, od. für Fehler zu strafen. Der S. besteht aus einem Bügel (Sporenbügel), welcher den… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Sporn — Sm std. (9. Jh.), mhd. spor(e), ahd. spor(o), mndd. spore, spare, mndl. spore Stammwort. Aus g. * spurōn m. Sporn , auch in anord. spori, ae. spora, spura. Instrumentalbildung zu g. * spur na Vst. mit den Füßen (besonders mit der Ferse) treten in …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Sporn [1] — Sporn, soviel wie Stachel, stachelähnliches Werkzeug, z. B. an der Ferse eines Reiterstiefels (s. Sporen); stachelartige Hervorragung an den Füßen mancher Tiere, besonders Vögel (Hahnensporn etc.); bei Pferden eine Hornwarze hinter dem… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Sporn — der Sporn, Sporen (Aufbaustufe) am Reitstiefel befestigtes gebogenes Metallstück mit Dorn oder Rädchen Beispiel: Er hat seinem Pferd die Sporen gegeben …   Extremes Deutsch

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