Sucht, die

Sucht, die

Die Sucht, plur. die -en. 1. Ein Wort, welches ehedem eine jede Krankheit bedeutete, sie sey von welcher Art sie wolle, in welchem Verstande es schon bey dem Ottfried vorkommt. Auch das alte Gothische Sauht, und Schwedische Sjuka bedeuten eine jede Krankheit. Besonders gebrauchte man es, wie Seuche, ehedem von ansteckenden, gefährlichen Krankheiten, daher die Pest noch jetzt in einigen Gegenden die Sucht genannt wird. Im Hochdeutschen ist es in dieser weitern Bedeutung veraltet, indem es sich nur noch in einigen Zusammensetzungen und Nahmen einzelner Krankheiten erhalten hat. Die fallende Sucht, (S. Fallen,) Epilepsia, sonst auch das böse Wesen, das schwere Gebrechen, der Jammer, in Preußen das Höchste, in andern Gegenden die Fallsucht; die gelbe Sucht oder Gelbsucht, die Schwindsucht, die Lungensucht, Tobsucht, Wassersucht u.s.f. In einigen Gegenden sagt man auch Hauptsucht, für Kopfweh, Blutsucht, für Blutfluß oder Blutsturz u.s.f. Es gehöret zu siech und Seuche, von welchen es ein Intensivum ist. 2. Ohne Plural, eine anhaltende oder herrschende ungeordnete Begierde, eine zur Fertigkeit gewordene ungeordnete Begierde. Die Neigung zum Spielen ist bey ihm zu einer Sucht geworden. Die Liebe zur Sucht werden lassen. So auch in Zusammensetzungen z.B. Ehrsucht, Eifersucht, Ruhmsucht, Herrschsucht, Geldsucht, Rachsucht, Spielsucht, Tadelsucht, Zanksucht u.s.f. In welchen es insgesammt eine heftige ungeordnete Begierde bezeichnet, das einzige Sehnsucht ausgenommen, welches den nachtheiligen Nebenbegriff nicht hat.

Anm. Gemeiniglich siehet man die letzte Bedeutung als eine Figur der ersten an, und sie könnte es sehr füglich seyn, indem anhaltende heftige Begierden wirklich als eine Krankheit der Seele angesehen werden können. Indessen kann es auch bloß ein Seitenverwandter des ersten seyn, und unmittelbar von dem noch Niederd. Sucht, ein Seufzer, und suchten, seufzen, abstammen, Angels. sican und sicettan, Engl. sigh, Holländ. zughten, Schwed. sucku, welche alle seufzen bedeuten. Siechen und dessen Intensivum suchten, bedeuteten eigentlich seufzen, figürlich aber sowohl vor Krankheit, als auch vor Verlangen, heftiger Begierde, seufzen. S. Seufzen.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bully sucht die starken Männer — Seriendaten Originaltitel Bully sucht die starken Männer Produktionsland Deutschland …   Deutsch Wikipedia

  • Wer sucht die Pracht, wer wünscht den Glanz — est une cantate d un compositeur inconnu attribuée précédemment à Johann Sebastian Bach et qui reçut donc le numéro 221 au catalogue BWV. Structure et instrumentation Il y a neuf mouvements : sinfonia en ré majeur récitatif (ténor) :… …   Wikipédia en Français

  • Die Kameliendame (Ballett) — Die Kameliendame ist ein Ballett in einem Prolog und drei Akten von John Neumeier. Von ihm stammt nicht nur die Choreografie, sondern auch das Libretto. Es basiert auf dem Roman Die Kameliendame (La dame aux camélias) von Alexandre Dumas d. J..… …   Deutsch Wikipedia

  • Die Kinder von Finkenrode — ist ein Roman[1] von Wilhelm Raabe, der vom November 1857 bis zum Juli 1858 entstand und 1859 bei Ernst Schotte in Berlin erschien.[2] Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Zitat 3 Form …   Deutsch Wikipedia

  • DIE LINKE — Partei­vor­sit­zende Lothar Bisky …   Deutsch Wikipedia

  • Die Linke — Die Linke …   Deutsch Wikipedia

  • Die Linke. — Partei­vor­sit­zende Lothar Bisky …   Deutsch Wikipedia

  • Die Philosophischen Untersuchungen — sind neben dem Frühwerk Tractatus Logico Philosophicus Ludwig Wittgensteins zweites, spätes Hauptwerk. Das Buch formuliert die Grundgedanken der Philosophie der normalen Sprache und übte als solches einen außerordentlichen Einfluss auf die… …   Deutsch Wikipedia

  • Die Herrin von Avalon — ist ein Fantasy Roman von Marion Zimmer Bradley aus dem Jahr 1996. Sein englischer Originaltitel lautet Lady of Avalon. Er behandelt neben mehreren anderen Romanen einen Teil der Vorgeschichte des Bestsellers Die Nebel von Avalon, in dem die… …   Deutsch Wikipedia

  • Die Islandglocke — (isl.Íslandsklukkan, 1943 46) ist der bekannteste Roman des isländischen Schriftstellers Halldór Laxness (1902 1998). Auf Deutsch erschien er 1951. Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Interpretatorische Einordnung 3 Siehe auch …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”