- Peinigen
Peinigen, verb. reg. act. Pein verursachen, jetzt nur noch in der zweyten Bedeutung des Hauptwortes, einen hohen Grad der Schmerzen und der Unlust verursachen. So wohl körperlicher Schmerzen. Da dieser todt war, peinigten sie den vierten auch und geißelten ihn, 2 Macc. 7, 13. Von dem reichen Manne heißt es Luc. 16, 25: er werde in der Hölle gepeiniget. Der König Herodes legte die Hände an etliche von der Gemeine sie zu peinigen, Apostelg. 12, 1. In welchem Verstande der von außen zugefügten körperlichen Schmerzen doch in der anständigern Sprechart martern üblicher ist. Am häufigsten gebraucht man es noch von der Verursachung des höchsten Grades der Unlust des Gemüthes, der Seele. Was plaget ihr doch meine Seele, und peiniget mich mit Worten? Hiob 49, 2. Die Furcht peinigt mich. Das peinigende Gewissen. Ihre Unschuld, ihre unbefangene Seele fühlt nicht, wie sehr mich die kleinen Vertraulichkeiten peinigen, Göthe. Ich kenne keine größere Marter als die, wenn Vorwürfe, die man sich hätte ersparen können, zu ihrer Zeit uns peinigen, Hermes.
So auch die Peinigung.
Anm. Dieses Zeitwort ist das neuere Intensivum von dem im Hochdeutschen veralteten peinen, welches noch im Niederdeutschen und den verwandten Sprachen völlig gangbar ist, und bey dem Ottfried pinon, im Nieders. pinen, im Angels. pinian, im Schwed. pina, im Franz. peiner lauter, und auch Mühe verursachen, ingleichen strafen bedeutet, in welchem Verstande es mit dem Lat. punire überein kommt. Im Isländ. lautet dieses Wort pinda, und da pina auch im Schwedischen beengen bedeutet, so erhellet daraus die schon bey dem vorigen Worte bemerkte Verwandtschaft mit binden, winden, und andern Zeitwörtern, in welchen der Begriff der Bewegung der erste und ursprünglichste ist, wohin mit dem Zischlaute auch unser zwingen gehöret, welches im Finnländ. painan heißt; woraus zugleich die Verwandtschaft mit bange erhellet.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.