Pfropfen (2)

Pfropfen (2)

2. Pfropfen, verb. reg. act. 1) Eigentlich, ein Reis eines Baumes in einen in den Stamm eines andern gemachten Spalt setzen, damit beyde zusammen wachsen, welches besonders von den Gärtnern zu Veredlung schlechterer Stämme geschiehet. Auf einen wilden Stamm pfropfen. Ein Reis von einem Apfelbaume auf den Stamm eines Birnbaumes pfropfen. In den Spalt pfropfen, wenn ein junger Stamm oben ganz abgeschnitten, und das Pfropfreis in den darein oben auf dem Schnitte gemachten Spalt gesetzet wird. In die Rinde pfropfen, wenn das Pfropfreis in einen in die Rinde eines stärkern Stammes gemachten Spalt gesetzet wird. In den Kerb pfropfen, wenn das Pfropfreis in eine durch die Rinde in das Holz eines alten Baumes gehauene Kerbe gesetzet wird. Statt dieses Zeitwortes ist in Niedersachsen risen üblich, von Ris, ein Reis. Gottsched behauptete impfen sey, einen einzigen Knospen in die Rinde eines andern Baumes setzen, und pfropfen, wenn statt des Knospens ein Reis oder kleiner Zweig genommen würde. Allein, er irrete sich, denn jenes heißt nicht so wohl impfen, als vielmehr äugeln und oculiren. Impfen ist, so wie pelzen, mehr im Oberdeutschen üblich, und kann vermöge seiner Abstammung so wohl äugeln, als pfropfen, als auch pfeifen bedeuten, wird aber daselbst am häufigsten für pfropfen gebraucht. S. auch Pfeifen, welches eine andere Art des Impfens ist. 2) Figürlich pfropfen auch die Zimmerleute, wenn sie an ein schadhaft gewordenes Zimmerholz ein frisches Stück ansetzen, und beyde dergestalt verbinden, daß sie an allen Seiten gleiche Stärke haben, und nur ein einziges Stück zu seyn scheinen.

Daher das Pfropfen.

Anm. Ob es gleich sehr füglich angehet, dieses Zeitwort als eine bloße Figur des vorigen anzusehen, und es durch einsetzen, einpflanzen überhaupt zu erklären, so kann es doch auch als ein eigenes Wort angesehen werden, welches von dem bey dem Opitz befindlichen Pfropf, ein Pfropfreis, abstammet, mit dem Angels. ryp, dem alten noch im Engl. üblichen grow, wachsen, und andern ähnlichen Wörtern Eines Geschlechtes ist, und eigentlich, ein Reis, einen Schößling, bedeutet, zumahl da auch das Wort Trieb in eben diesem Verstande gebraucht wird, und das Nieders. risen gleichfalls von Ris, ein Reis, abstammet.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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