Zaum, der

Zaum, der

Der Zaum, des -es, plur. die Zäume, Diminut. das Zäumchen, Oberd. Zäumlein. 1. Ein Band, Strick; eine längst veraltete Bedeutung, welche aber doch die ursprüngliche zu seyn scheinet, indem Zaummu in derselben schon bey dem Kero vorkommt. Man gebraucht es noch in einigen wenigen Fällen figürlich, gewisse fleischige, oder häutige Theile zu bezeichnen, welche zwey verschiedene Theile des Leibes mit einander verbinden. So wird sowohl das Zungenband, welches die Zunge mit dem untern Gaumen verbindet, als auch ein ähnliches Häutchen, welches die Vorhaut mit der Eichel verbindet, das Zäumchen genannt. 2. In der gewöhnlichsten Bedeutung ist der Zaum die Verbindung von Bändern oder Riemen, welche einem Pferde um den Kopf gelegt werden, es vermittelst derselben zu lenken. Zaum bezeichnet hier das Ganze, welches sich wieder in das Kopfgestell und den Zügel theilet. Einem Pferde den Zaum anlegen. Es im Zaume halten. Figürlich ist jemanden, oder seine Begierden, seine Zunge im Zaume halten, sich mäßigen, in den gehörigen Schranken halten. Die Furcht hält die Lasterhaften im Zaume. Mit verhängtem Zaume (besser, Zügel) reiten, im Galopp. Sprichw. Er weiß, wo die Zäume hängen, er ist in der Sache bewandert. Wegen einiger Ähnlichkeit wird in manchen Gegenden auch das Leit- oder Gängelband der Kinder der Zaum, oder Leitzaum genannt. 3. Figürlich, ein Mittel der Einschränkung. Die Gesetze sind ein Zaum für die Lasterstaften.

Anm. Im Oberd. schon von den frühesten Zeiten an Zoum, Zaum, im Nieders. Toom, im Schwed. Töm, im Isländischen Taum, im Engl. Team. Die gemeinste Meinung leitet es von zahm, zähmen her; allein aus der ältesten Bedeutung eines Strickes, oder Bandes erhellet, daß es mit dem Griech. θωμιγξ und dem Lat. Thomix, Tomix, ein hänfener Strick, verwandt ist, welches denn doch die älteste Art der Zäume war. Allein, dieses kann wieder ein Abkömmling von ziehen seyn, welches auch aus dem Nieders. erhellet, wo Toom nicht allein der Zaum, sondern auch der Fischzug mit einem großen Netze, ingleichen die Nachkommen, das Geschlecht, die Zucht ist. Der Unterschied zwischen Zaum und Zügel erhellet sehr deutlich aus dem Theuerdanke. Kap. 35:


Da behing im an einem paum

Sein pferdt mit dem Zügel am Zaum.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • Zaum — (der) …   Kölsch Dialekt Lexikon

  • Zaum — [ts̮au̮m], der; [e]s, Zäume [ ts̮ɔy̮mə]: aus dem Riemenwerk für den Kopf und der Trense bestehende Vorrichtung zum Führen und Lenken von Reit oder Zugtieren, besonders von Pferden: einem Pferd den Zaum anlegen; ☆ jmdn., sich, etwas im Zaum/in… …   Universal-Lexikon

  • Zaum — der; (e)s, Zäu·me ≈ Zaumzeug || ID jemanden / sich / etwas im Zaum(e) halten die Kontrolle über jemanden / sich / etwas behalten: Die Kinder konnten vor Weihnachten ihre Neugier kaum im Zaum halten …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Zaum — der; [e]s, Zäume (über den Kopf und ins Maul von Zug und Reittieren gelegte Vorrichtung aus Riemen und Metallteilen [zum Lenken und Führen]); im Zaum halten …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Zaum — 1. Am Zaum erkennt man das Pferd. Poln.: Uzda konia, język człowieka, smak potrawę pokazać ma. (Čelakovsky, 425.) 2. Anstatt des Zaumbs braucht man offt Sporen. – Lehmann, 790, 17. 3. De ahne Tom will ridn, liggt fakn in n Sanne. – Eichwald, 1943 …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Zaum — Zur Führung der Reit und Wagenpferde mit der Hand gehören: Der Halfter, ein von Lederriemen, Gurtband oder Schnur gefertigtes Gestell, das dem Kopfe des Pferdes angelegt wird, um dieses mittels des Halfterriemens, Stricks oder der Kette während… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Zaum — Halfter, Zaumzeug. • Zaum sich im Zaum halten an sich halten, sich beherrschen, sich bezähmen, sich bezwingen, kaltes Blut bewahren, die Nerven behalten, einen klaren Kopf behalten, einen kühlen Kopf behalten, nicht die Nerven verlieren, Ruhe… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Zaum — Zaum, 1) der Theil des Pferdegeschirres, welcher an dem Kopfe der Reit u. Saumpferde befestigt ist u. dazu dient, dieselben zu lenken u. zu bändigen. A) Die gewöhnlichen Reitzäume (deutsche Z e) sind entweder Stangenzäume, in welche die Stange,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Zaum — Sm std. (8. Jh.), mhd. zoum, ahd. zoum, as. tōm Stammwort. Aus g. * tauma m. Zaum , auch in anord. taumr, ae. tēam, afr. tām; wohl aus * taug ma und damit Ableitung von ziehen, aber wohl nicht in dessen normaler Bedeutung, sondern in der unter… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Zaum — (Zäumung, hierzu Tafel »Zäumung« mit Text), Vorrichtung zur Führung der Reit und Wagenpferde mit der Hand mittels eines, bez. auch zweier stählerner Gebisse und den an denselben befestigten Zügeln. Zur Führung mit einer Hand hat man die durch… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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