Fraiß, die

Fraiß, die

Die Fraiß, oder die Fraisch, plur. inus. ein nur im Oberdeutschen bekanntes Wort. 1) Schrecken, Furcht, Schmerzen, Gefahr. Sina freisun, seine Schmerzen, Ottfr. An andern Orten gebraucht er Freisu für Gefahr. Im Holländ. und Nieders. ist Vreese, und im Fries. Freyse, gleichfalls Furcht, und vresen fürchten; wohin auch das Franz. affreux und Engl. afraid, fürchterlich, furchtsam, gehören. 2) Die fallende Sucht, die Epilepsie, welche in andern Gegenden auch das Fraiß, das Fraischel lautet. 3) Die Gerichtsbarkeit über Leben und Tod, der Blutbann, die Obergerichte, welche auch die Fraißzent und das Fraischrecht heißt; ingleichen das Gebieth, in welchem man solche besitzet. Daher das Fraißamt, oder Fraischamt, das Gericht, welches den Blutbann ausübet; das Fraißbuch oder Fraischbuch, das Protokoll über Halssachen; der Fraißfall oder Fraischfall, ein Fall, welcher unter die obere Gerichtsbarkeit gehöret, ein Zentfall, Malefizfall, ein Criminal-Verbrechen; der Fraißherr oder Fraischherr, der die Crmininal-Gerichte hat; das Fraißgericht, das Criminal-Gericht; das Fraißpfand oder Fraischpfand, ein Pfand, welches das Fraißgericht als ein Zeichen des begangenen Verbrechens entweder von dem Getödteten oder von dem Eigenthume des flüchtigen Thäters nimmt; die Fraißzent, an einigen Orten, diejenige Zent, welche die criminelle Gerichtsbarkeit ausübet; zum Unterschiede von der obern und Mittelzent; S. Zent.

Anm. Dieses im Hochdeutschen veraltete Wort stammet ohne Zweifel von frieren ab, welches in einigen Mundarten friesen lautet, und bedeutete anfänglich Frost, Schauer, und nach einer gewöhnlichen Figur, Furcht, Schrecken, Gefahr u.s.f. Siehe Frieren, Frisch und Frost. Im Schwed. ist fraesa und im Griech. φρυασσομαι mit den Zähnen knirschen, im Isländ. aber Freis Eiter, und freisa aufsieden.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • Fraiß (Recht) — Fraiß (auch Fraisch)[1] ist ein nur im Oberdeutschen bekanntes Wort.[2] Fraiß wurde in der Rechtssprache im Sinne von Schrecken, Furcht, Schmerzen, Gefahr und einschlägig vor allem im Sinne von Blutgerichtsbarkeit verwendet. Bereits in der Frühen …   Deutsch Wikipedia

  • Fraiß — (auch Fraisch), Eigenschaftswort: fraißam,[1] hatte die Bedeutung von: Schrecken, Furcht, Schmerzen, Gefahr und auch Blutgerichtsbarkeit (siehe auch den Begriff Fraiß in der Rechtssprache). Der Begriff Fraiß beziehungsweise Fraisch war nach… …   Deutsch Wikipedia

  • Fraiß — Fraiß, 1) so v.w. Untersuchung, Gefahr, Untergang, Gericht; 2) (Fraisch, Hohe F., Fraisliche Obrigkeit), so v.w. Blutbann, Obergerichte, Criminalgerichtsbarkeit; daher Fraißherr, der Inhaber der Criminalgerichtsbarkeit, u. Fraißpfand… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Mittelzent, die — Die Mittelzênt, plur. inus. in einigen Oberdeutschen Gegenden, eine Art der Zent oder Gerichtbarkeit, welche das Mittel zwischen der Ober und Niederzent hält, und auch die Fraißzent genannt wird. S. Fraiß und Zent …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Fraißam, die — * Die Fraißam, plur. inus. auch nur im Oberdeutschen. 1) Schrecken, Angst, Furcht, in welcher Bedeutung Vreissam schon in dem alten Gedichte auf den h. Anno vorkommt. 2) Der Ansprung oder Milchschorf, Crusta lactea. S. Fraiß 2 …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Freis, die — Die Freis, S. Fraiß …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Blutbann, der — Der Blutbann, des es, plur. inus. in den Rechten der mittlern Zeiten, die peinliche Gerichtsbarkeit, welche über Blut und Leben richtet, und ehedem auch das Blutgericht, der Königsbann, die Malefiz, die Fraiß, die Oberacht u.s.f. genannt wurde,… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Criminalgerichtsbarkeit — (Criminaljurisdiction, Peinliche Gerichtsbarkeit), das aus der allgemeinen Justizhoheit hervorgehende Recht, begangene Verbrechen u. Vergehen zu untersuchen u. zu bestrafen. Die Bezeichnungen für die C. sind in, der früheren Zeit sehr verschieden …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Fraißlich — * Fraißlich, oder Fraischlich, adj. et adv. im Oberd. zur Fraiß, d.i. obern Gerichtsbarkeit, gehörig. Die fraißliche Obrigkeit, fraißliche Verbrechen u.s.f. S. Fraiß …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Affalterbach (Schwarzachtal) — Der Weiler Affalterbach war wegen seiner Marienkapelle seit dem Mittelalter ein Wallfahrtsort vor allem für Nürnberger Bürger. Seine Lage im Grenzgebiet machte ihn zu einem ständigen Zankapfel zwischen der Reichsstadt Nürnberg und den Markgrafen… …   Deutsch Wikipedia

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