Heirath, die

Heirath, die

Die Heirath, plur. die -en, die Verbindung zweyer Personen zum ehelichen Stande; wo dieses Wort von beyden dazu gehörigen Personen gesagt werden kann. Auf die Heirath gehen oder ausgehen, eine solche Verbindung zu treffen suchen; im gemeinen Leben, auf die Freyd gehen. Eine Heirath stiften, so fern solches von Mittelspersonen geschiehet. Die Heirath vollziehen, 1 Macc. 10, 56. Eine gute Heirath treffen. Eine vortheilhafte Heirath thun.

Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Willeram Hirat, im Schwabenspiegel Heurat. Wachter und Ihre leiten es von den alten Hiu, Hew, Familie, Haus, und raten, zubereiten, verbinden, her, welche Ableitung dadurch wahrscheinlich wird, daß Ottfried hiun wirklich für heirathen gebraucht. Indessen hat doch Frischens Ableitung auch ihre Wahrscheinlichkeit, der es von Heuer und heuern abstammen lässet, nicht so fern solches miethen, sondern käuflich an sich bringen bedeutet, weil bey den ältesten Völkern die Weiber gekauft werden mußten. In einem 1501 zu Rom gedruckten Deutsch-Italiän. Vocabulario heißt maridare, heiren, und maridato, geheiret; und im Holländ. ist noch jetzt verheuren für verheirathen üblich. Frisch führet v. Kaufen verschiedene Beyspiele an, woraus erhellet, daß man noch lange, eine Frau, einen Mann kaufen, für heirathen gesagt, und das Dän. gifte, Schwed. gifta und Isländ. gipta, haben auch keine andere Bedeutung; so wie die Römer locare, elocare und collocare in ähnlichem Verstande gebrauchten. Es stamme nun her, woher es wolle, so ist Heirath der allgemeinen Aussprache gemäßer als Heurath, und daher auch diesem vorzuziehen. Die letzte Sylbe -ath kann die Ableitungssylbe -de seyn, welche in Zierath, Heimath, dem Oberd. Hemath für Hemd u.a.m. gleichfalls in ath übergegangen ist. Die Holländer sagen noch jetzt Huerde. In Stade heißt Huurfrouv eine Ehefrau. In dem Schwabenspiegel haben einige Abschriften für Heurat, Haylach, welches alte Oberdeutsche Wort in einer Urkunde von 1450 Hevlach, und in dem Augsburgischen Stadtbuche Heylech lautet, aber zu dem Worte heilig gehöret, welches ehedem auch ein Sacrament, und in engerer Bedeutung die Verabredung und Vollziehung des Sacramentes der Ehe bedeutete. Nach eben diesem Muster könnte auch das alte Hir, heilig, (S. Hehr,) in Betrachtung kommen, von welchem Hirde, Heirde, Heirath, eben dasselbe bedeuten würde.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heirath — Heirath, die eheliche, gehörig vollzogene Verbindung von zw Personen verschiedenen Geschlechts; vgl. Ehe u. Hochzeit. H. ins Blut, nicht in den Stand od. ins lut, so v.w. Morganatische Ehe, s.u. Ehe I. C). Heirathsgut, so v.w. Dos; vgl.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Heirath — 1. Die erst Heirath ist eine Eh, die andre ein Weh und die dritte nichts meh (oder: die dritte thut s nimmermeh). (S. ⇨ Frau 133.) (Schweiz.) – Eiselein, 296; Simrock, 4524; Braun, I, 1248; Reinsberg I, 183. »Prima propter opus, secunda propter… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Mißheirath, die — Die Mißheirath, plur. die en, eine nachtheilige, eine den heirathenden Personen schädliche Heirath. Eine Mißheirath thun. In engerer Bedeutung ist die Mißheirath der ebenbürtigen Heirath entgegen gesetzt, da sie denn eine Heirath zwischen… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Verbindung, die — Die Verbindung, plur. die en, von dem Zeitworte verbinden, doch nur in einigen Bedeutungen. 1. In der zweyten, wo man zwar auch die Verbindung einer Wunde, des Kopfes, der Augen u.s.f. sagt, aber dafür doch lieber den Infinitiv als ein Hauptwort… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Partie, die — Die Partīe, (zweysylbig,) plur. die Partien, (dreysylbig,) ein gleichfalls aus dem Franz. Partie entlehntes Wort, welches in einigen Fällen für das gemeiner gewordene Partey gebraucht wird. 1. Mehrere Individua Einer Art, ohne Bestimmung der… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Schwieger, die — * Die Schwieger, plur. die n, ein im Hochdeutschen veraltetes Wort, die Schwiegermutter zu bezeichnen, welches unter andern auch in der Deutschen Bibel mehrmahls vorkommt. Die Schwieger ist wider die Schnur, Mich. 7, 6. Und die Schnur wider ihre… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Stiefschwester, die — Die Stiefschwêster, plur. die n, eine Person weiblichen Geschlechtes, welche durch die zweyte Heirath der Ältern oder Eines Theiles derselben die Schwester einer andern geworden; die Halbschwester, zum Unterschiede von der leiblichen Schwester.… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Einrede, die — Die Einrêde, plur. die n, der Widerspruch. Er kann keine Einrede ertragen. Ohne alle Einrede, ohne allen Widerspruch. In engerer Bedeutung zuweilen, der gerichtliche Widerspruch wider die Heirath verlobter Personen; der Einspruch. Einrede thun.… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Freyth, die — Die Freyth, plur. inus. ein nur in den gemeinen Mundarten übliches Wort. 1) Für Freyheit; in welchem Verstande es noch zuweilen in dem zusammen gesetzten Freythof gehöret wird. 2) Die Heirath. Auf die Freyth gehen, zu heirathen suchen. Anm. In… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Stiefältern, die — Die Stiefältern, sing. car. durch Heirath zugebrachte Ältern, in Rücksicht auf die Stiefkinder, und im Gegensatze der rechten und leiblichen Ältern. S. das vorige …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”